Samstag, 13. Januar 2024 um 13:56
Liebe Anja,
jetzt hast du uns alle ganz schön kalt erwischt und betroffen gemacht.
Wir haben schon mitbekommen, dass Du nicht mehr so oft hier kommentierst. Deine fröhlichen, offenen und manchmal ulkigen Kommentare, die uns so oft zum Lachen brachten, fehlen schon seit einiger Zeit. Aber wenn man dann schwarz auf weiß liest, wie es Dir gerade geht, dann ist das nochmal was anderes. Wie Monika so schön geschrieben hat, wir sind hier zu einer "Familie" zusammengewachsen und wenn einer leidet, dann macht uns das alle betroffen.
Natürlich können wir nicht alle zu Dir nach Hause kommen, mit Dir Tee trinken, Dich in den Arm nehmen und was Tröstendes sagen. Aber wir können Dir alle Mut machen! Du sollst Dich nicht alleine fühlen mit Deinen Sorgen.
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Die meisten von uns - so auch ich - haben schon Schweres erlebt. Auch ich habe mich schon mit meinem Tod auseinandersetzen müsse. Eine Krebserkrankung mit 43 Jahren zwang mich dazu. Ich habe alle Täler durchschritten und alle Alpträume geträumt. Das Leben hatte auch für mich seine Farben verloren. Aber ich habe gemerkt, wenn ich in dem Tal bleibe, geht es mir nicht besser. Keiner holt mich raus, ich muss mich selber herausziehen.
Und das habe ich dann getan. Zuerst habe ich nachgedacht, was ich für mich Gutes tun könnte. Ich habe eine Liste gemacht mit + und -. Die Plus-Liste habe ich dann in den Vordergrund gestellt und alles, was auf der Minus-Liste stand, aussortiert oder abgewählt. Auf der Plus-Liste standen übrigens auch meine Handarbeiten. Alles, was uns Freude macht, tut uns gut, dem Körper und der Seele.
Das Angsthaben kostet den Körper so viel Kraft, die er zum Gesundwerden braucht. Man muss annehmen, was kommt und in jeder Situation tun, was man tun kann. Mehr geht nicht. Also kann man - nachdem die anderen und man selbst alles Menschenmögliche getan hat - auch loslassen und sich wieder den Dingen auf seiner +-Liste zuwenden.
Ich tat also täglich das, was ich konnte. Ich setzte mich nicht unter Druck, sondern lobte mich für kleine Schritte. Ich tat jeden Tag Dinge, die gut für mich waren. Mit der Zeit wurden aus vielen kleinen Schritten immer größere.
Ich habe mich täglich mit Dingen beschäftigt, die mir Freude machten. Der Körper kann nämlich nicht was Schönes machen und sich gleichzeitig Sorgen machen, das geht rein physiologisch in unserem Gehirn nicht.
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Ich wurde wieder gesund. Geblieben ist eine gewisse Form der Weisheit, die man nur erlangt, wenn man Schweres durchlitten und überstanden hat. Man kann nicht wählen, ob man diesen Weg gehen will oder nicht. Man bekommt das als Aufgabe in seinem Leben gestellt und muss sie meistern. Der eine braucht kürzer dafür, der andere länger. Bis dahin heißt es, gelassen, geduldig und zuversichtlich bleiben. Der menschliche Körper ist darauf programmiert, immer so gut wie möglich zu funktionieren. Und dafür braucht er unsere Unterstützung durch eine gesunde Lebensweise, gute Nahrung, frische Luft, Bewegung, Gelassenheit und schöne Dinge, die einem Freude machen.
Liebe Anja, Du wirst einen Weg aus Deinem Tal finden. Nutze dazu alles, was Dir gut tut. Dadurch, dass Du Dich hier im Forum offenbart hast, hast Du schon einen Schritt getan. Geteiltes Leid ist halbes Leid. Keiner muss für sich alleine leiden. Auch wenn wir Dein Leid nicht lindern können, so können wir doch in Gedanken bei Dir sein und Dir ein bisschen von unserer Energie und unsere guten Wünsche schicken. Fühl Dich aus der Ferne umarmt und gedrückt.
So, und jetzt ran ans Häkelzeug! Deines wartet sicherlich schon auf Dich! Nimm helle, bunte Farben ;-)
Auf mich wartet meine Nähmaschine :-)
Ich wünsche Dir und allen, die gerade schwer beladen durchs Leben gehen - baldige gute Besserung.
Herzliche Grüße von Ina