Felix, das Findelbärchen
Eine Geschichte für große und kleine Kinder - geschrieben von mowi19
Felix, ein süßer kleiner Kuschelbär, wurde wie viele andere seiner Brüder und Schwestern ins Regal eines
Spielzeug-Geschäftes geräumt und fand dort eines Tages sein neues Zuhause. Eine Mutter kaufte ihn für ihren kleinen Jungen. Er sah sehr süß aus, mit seinem flauschigen blauen Dress, der frechen Zipfelmütze, aus der ein Ohr herausschaute und sein Lächeln war einfach bezaubernd. Niemand konnte ihm widerstehen. Zudem war er auch noch wunderbar weich und kuschelig, einfach zum Verlieben.
Und so landete Felix -wie er sich selbst getauft hatte - eines Tages bei Friederike, der Mama des kleinen Stefan. Stefan fühlte sich oft alleine, vor allem wenn er in sein Bettchen gelegt wurde und die Mama aus dem Zimmer ging. Er sehnte sich nach seinem wahren Zuhause, dorthin wo er noch ein Engel war.
Mensch sein fand er sehr anstrengend und mühsam. Sein Körper fühlte sich schwer an, manchmal ziemlich nass und klebrig, und in seinem Bauch war ein ständiges Rumoren. Immerhin, manchmal kam seine Mama und gab ihm zu Trinken. Dann war das Rumoren für eine Weile weg. Nun, Stefan fühlte sich wirklich sehr einsam. So einsam wie sich jedes kleine Baby fühlt, wenn es diese Welt betritt und sich erst einmal in ihr zurechtfinden muss.
Eines Tages kam Friederike und legte ihrem Sohn den kleinen Felix ins Bett. Oh … Stefan fühlte etwas Weiches, Kuscheliges an seinem Gesicht. Das gab ihm ein wenig das Gefühl der Wärme und Geborgenheit. Und sein Gesicht begann zu strahlen, seine Augen leuchteten die Mama an.
Das kleine hellblaue Bärchen sah ihn freundlich aus Friederikes Hand an. Und er hörte es leise flüstern: „Ich bin dein neuer Begleiter, du bist von nun an nicht mehr alleine. Ich werde Tag und Nacht bei dir sein, dich wärmen und trösten, wenn du traurig bist.“
Stefan nahm den kuscheligen Felix in seine Hände und befühlte ihn von allen Seiten. Er kaute auf ihm herum und schenke ihm seine grenzenlose Liebe … Nun war er endlich nicht mehr alleine, oh welche Freude!
Es war sehr beruhigend für Stefan, auf Felix' Zipfelmütze herumzukauen, bevor er einschlief. Der Geschmack und der Geruch von seinem Kuschelfreund wurden ihm von Tag zu Tag vertrauter. Ja, mittlerweile war das kleine Bärchen so aufgeladen mit der Liebes-Energie von Stefan, dass es für ihn sehr lebendig wirkte.
Eines Tages geschah etwas, das Stefan zutiefst traurig machte. Bei einem Spaziergang an der Donau
stürzte Felix aus dem Kinderwagen und blieb unterwegs auf dem Weg liegen. Niemand bemerkte diesen Verlust, weder Stefan noch seine Mama Friederike. Sie war ins Gespräch vertieft mit ihrer Freundin, und so blieb Felix auf dem Weg liegen. Friederike und Stefan entfernten sich immer mehr, bis sie nicht mehr zu sehen waren.
"Oh … HILFE…!!", rief der kleine Bär Felix. Er fühlte sich schrecklich einsam so auf dem Weg allein. Doch niemand konnte ihn hören, denn nur der kleine Stefan verstand seine Sprache.
Nach einer unendlich scheinenden Zeit spürte Felix, wie ein Spaziergänger ihn in die Hände nahm … ihn anschaute und auf eine Bank legte. Oje, wie sollte er hier jemals gefunden werden? Wie sollte er zurück zu Stefan kommen?
Doch es kam anders, als der kleine Kuschelbär Felix es vermutete in seiner großen Angst – ganz anders.
Plötzlich fühlte er etwas, das ihm sehr bekannt vorkam … es waren ganz besondere Liebesgefühle. Oh, es war nicht die gleiche Liebe wie von Stefan, doch sehr ähnlich. Was hatte das zu bedeuten? Wie ging es nun mit ihm weiter?
Ja, er spürte es sofort, dieser Mensch mit der großen Liebe zu Teddybären wie er einer war nahm ihn mit. Es war eine Frau und er hörte, wie sie Moni genannt wurde. Moni legte ihn sanft in einen Korb an ihrem Fahrrad, streichelte ihn vorher noch und versprach ihm, nach seinem Besitzer zu suchen.
Oh, welche Freude! Würde er tatsächlich wieder zu Stefan zurückkehren? Denn er fühlte sich sicher sehr einsam ohne ihn…
Felix genoss nun erst einmal die Fahrt auf dem Fahrrad. So schön weich war es hier und er konnte die Donau sehen, all die Spaziergänger, denen sie begegneten und auch Moni. Er spürte auch, dass Moni ihn verstand. Sie verstand die Sprache der Kuschelbären! Wow! Moni sprach mit Felix und tröstete ihn: "Bald wirst du wieder bei dem Kind sein, dessen Energie du trägst. Ihr werdet euch finden, und ich werde euch dabei helfen."
Das waren ja wundervolle Aussichten! Ja, Moni wusste sehr genau, dass Kuscheltiere die Liebes-Energie ihres Besitzers übernehmen. Sie wusste auch, dass Kinder dies so empfinden, als wäre das Kuscheltier ein Teil von ihnen selbst. Felix fühlte, dass sie es wusste… denn er fühlte etwas, das die meisten Erwachsenen verloren hatten … das Kind in ihr.
Plötzlich wurde er in seinen Träumereien unterbrochen, denn Moni nahm ihn sanft aus dem Fahrradkorb. Sie machte ein paar Fotos von Felix, um ihn nicht zu vergessen, und dann hieß es Abschied nehmen.
Beide waren schon etwas traurig, sich zu trennen, denn in der Tat - Moni hatte kurz mit dem Gedanken gespielt, Felix zu behalten. Doch sie brachte es nicht übers Herz, zwei Freunde fürs Leben zu trennen. Sie wusste, wie sich das anfühlte. Und deshalb übergab sie Felix nun dem Fundbüro. Dort konnte Friederike ihn dann abholen und Stefan würde sein geliebtes Kuschelbärchen wieder in die Arme schließen können.
Noch ein kurzer Abschieds-Liebesgruß, und Felix fand sich inmitten von Taschen, Geldbörsen, Schals und … oh welche Freude - auch andere Kuscheltiere waren hier versammelt und warteten auf ihre Besitzer.
Freddy war der Erste,den er wahrnahm, denn er lag direkt neben ihm. Freddy war ein großer Tiger und sah sehr geliebt aus. Doch er war traurig, sehr traurig sogar, denn seine geliebte Mandy, seine Besitzerin, hatte ihn vor einigen Wochen in einem Eiscafé liegen lassen. Nun glaubte er, Mandy wolle ihn nicht mehr haben. Und die Aussicht auf einen neuen Besitzer war äußerst gering…
Freddy und Felix erzählten sich nun aufgeregt ihre Geschichten. Und so erfuhren beide, wie unterschiedlich Menschenkinder sein können. Jedes war auf seine ganz besondere Art und Weise liebenswürdig, und jedes Menschenkind liebte sein Kuscheltier als Teil von ihm selbst. Ob dies auch den anderen Kuscheltieren so erging? Die Antwort kam postwendend, kaum dass die beiden sich diese Frage stellten.
Es ging ein Geraune los im Fundbüro. Erst jetzt sahen Felix und Freddy, dass noch viele andere Kuscheltiere auf ihre Besitzer warteten und manche schon die Hoffnung aufgegeben hatten, jemals wieder so sehr geliebt zu werden, wie sie es gewohnt waren.
Es verging nun eine Nacht, in der Felix sich furchtbar einsam fühlte. Kein weiches Bettchen stand ihm zum Schlafen zur Verfügung, nur eine harte Kiste mit vielen anderen Fundstücken, in die er lieblos geworfen wurde. Wenn nicht wenigstens Freddy neben ihm gelegen hätte, ihm wäre tatsächlich zum Weinen zumute gewesen…
Ein weiterer Tag verging, eine weitere Nacht, und Felix wurde stiller und stiller. Er merkte, dass ihm die Liebes-Energie so langsam verloren ging, die er von Stefan immer noch trug.
Doch plötzlich war ihm,als würde er aus einem Traum erwachen. Er spürte etwas Bekanntes – es war die
Hand einer Frau. Nein, es war nicht Friederike, sondern ihre Freundin Karin. Sie erkannte Felix tatsächlich wieder - seine abgekaute Zipfelmütze war schließlich ein untrügliches Erkennungszeichen.
Karin legte ihn dann nach einem kurzen Gespräch mit der Frau im Fundbüro in ihre Tasche und ging hinaus auf die Straße. Draußen wartete schon Friederike mit Stefan. Welche Freude! Das Wiedersehen der beiden - Stefan und Felix - war unbeschreiblich! Stefan hielt Felix ganz fest, so als wollte er ihn nie wieder loslassen. Ja, er bekam sogar ein Band um seinen Hals, damit er nicht wieder aus dem Wagen fallen konnte.
Glücklich über die Zusammenführung, könnte die Geschichte hier enden, oder?
Doch da waren ja noch Freddy, der Tiger, und all die anderen Kuscheltiere, die ihr einsames Dasein im
Fundbüro fristeten. Sollten sie für immer dort bleiben und niemals wieder die Liebe eines Kindes spüren? Nein, denn es kam alles ganz anders - zum Glück.
Eines Tages kam eine Frau herein, die alle Kuscheltiere vom Fundbüro in eine Tasche steckte und mit sich nahm. Au weia, was würde denn jetzt passieren? Freddy und die anderen Kuschelgesellen wachten auf und fragten sich, wo ihre Reise wohl hingehen würde…
Nun, es dauerte nicht lange, da bekamen sie die Antwort auf ihre insgeheime Frage. Nach einer längeren Fahrt im Auto legte die Frau, die sie mitgenommen hatte, alle Kuscheltiere zusammen in einen Korb. Alleine das tat schon gut, denn hier war es nicht mehr so kalt und ungemütlich wie vorher in der Kiste. Dieser Korb stand in einem großen Raum. So groß, dass Freddy und seine Freunde staunten.
Und plötzlich ging die Türe auf und viele Kinder stürmten herein. Sie riefen alle aufgeregt durcheinander und stritten sich sogar manchmal, weil einige von ihnen das gleiche Kuscheltier haben wollten.
"Aua", schrie Freddy, "das tut weh!"
Das Kind, das an ihm zerrte, ließ Freddy plötzlich los, weil es alles andere wollte, als ihm weh zu tun. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als Ausschau nach einem anderen Kuscheltier zu halten – und es fand auch eines. Ein weißer weicher Eisbär hatte es ihm angetan, der sah nicht mehr ganz neu aus, also gerade richtig für ihn. Es war Liebe auf den ersten Blick.
Und so fand jedes der Kuscheltiere ein neues liebevolles Zuhause. Ja, es war sogar noch liebevoller, als sie es jemals erlebt haben! Denn all diese Kinder hatten keine Eltern mehr. Und so gaben sie ihre ganze Liebe … ihrem Kuscheltier.
Wie glücklich sie nun waren … die Kinder ebenso wie Freddy und all die anderen verlorenen Kuschelfreunde, die das beste neue Zuhause gefunden hatten, das es gibt. Keines von ihnen brauchte sich jemals wieder einsam fühlen. Alle durften von nun an in einem weichen Bettchen schlafen und die bedingungslose Liebe eines Menschenkindes spüren… Es waren Träume, die hier in Erfüllung gingen!
Ob Felix es wohl auch so gut hatte?
Und wie ist es mit dir? Weißt du, dass dein Kuschelfreund deine Energie trägt, dass er bedingungslos dir gehört, mit all seiner Liebe für dich? Nimm ihn in den Arm … und du wirst es spüren!
© Copyright und Hinweise:
Autorin: Monika Wiermann (mowi19).
Das Foto wurde von der Autorin selbst aufgenommen.
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Bei PN an mich (mowi19) sende ich dir gerne die Geschichte als PDF zum Ausdrucken, damit du sie deinen Kindern oder Enkeln vorlesen kannst. Natürlich freue ich mich auch über Feedbacks. :-)