Ich bin ein Autodidakt - d. h. ich habe mir das Stricken und Häkeln selber beigebracht. Als Jugendliche habe ich mir eine Zeitschrift "Modische Maschen" gekauft. Vorne in der Zeitschrift waren Grafiken drin, wie man die Hände halten muss, damit es eine Masche wird. Und Tatsache, es klappte. Leider hatte ich niemanden, der mir etwas praktisch zeigen konnte. In meiner Familie wurde nur Kreuzstich gestickt, stricken und häkeln konnte keiner.
Meine Oma Lotte (geboren 1912), die mit ihren 4 Kindern aus Ostpreußen geflüchtet ist, hat viel gestrickt, damit die Kinder was anzuziehen hatten. Später hat sie dann die Enkel bestrickt - ich und meine Geschwister mussten als Kinder immer Strickkleider tragen. Das war im Sommer nicht so angenehm, weil es nur "Polyacryl-Wolle" war, in der man geschwitzt hat. Als sie starb, war ich 14 Jahre - zu dieser Zeit hatte ich noch kein Interesse für Handarbeiten. Ich konnte sie später also leider nicht mehr fragen, aber von ihr habe ich bestimmt das Talent geerbt. Hier ein Foto meiner Oma - die Dame ganz links mit dem Strickzeug. Sie konnte stricken ohne hinzugucken, das hat mich immer fasziniert - und eine Masche sah aus wie die andere.
Ich habe mir mein Können dann immer Schritt für Schritt und Werk für Werk selber beigebracht. Es gab ja kein Internet und kein Youtube, was ich hätte befragen können. Ich habe es einfach selber probiert, verworfen, neu probiert, bis es mir gefiel.
Dann gründete ich eine Familie und hatte fortan (jahrzehntelang) keine Zeit mehr für solche Sachen. Ich hatte weder Zeit noch Verlangen danach. Ich habe alle meine Wollvorräte, Nadeln und Handarbeitszeitungen verschenkt, weil ich dachte, das Thema wäre abgeschlossen.
Als die Kinder aus dem Haus waren, hatte ich wieder mehr Zeit für mich. Ich ging öfters mal bummeln und so kam ich auch in ein Wollgeschäft und war begeistert, was es nun mittlerweile alles für tolle Garne gab. Ein Woll-Paradies sozusagen. Meine Zeitrechnung in Wolle endete in den 80er Jahren und nun diese Fülle an Material und Ideen. Ich konnte nicht anders und fing wieder an. Seitdem genieße ich jedes Projekt, was ich mache. Die Wolle hat also auf mich gewartet :-)
Herzliche Grüße von Ina