Zählrahmen für Maschenprobe selbst anfertigen
Wenn man nach einer Anleitung strickt oder häkelt, richtet man sich nach den dortigen Vorgaben für Material und Nadelstärke. Damit unser Werk später genauso groß ist wie das Werk in der Anleitung, müssen unsere Maschenproben übereinstimmen. Um einen einheitlichen Maßstab zu haben, vergleicht man daher die Maschenproben. In der Anleitung gibt es immer Angaben zur Maschenprobe. Nur wenn man diese mit seiner Wolle und seinem persönlichen Strick- oder Häkelstil selbst erreicht, werden die Werke am Ende gleich groß sein.
Um eine Maschenprobe bequem auszählen zu können, verwende ich einen Zählrahmen. Den kann man zwar kaufen, aber man kann ihn auch ganz bequem einfach selber machen. Einfach ausdrucken, ausschneiden, aufkleben und benutzen. Ihr könnt euch auch gleich mehrere Zählrahmen machen, dann habt ihr bei diversen Handarbeiten bzw. angefangenen Projekten immer einen zur Hand.
Wer die Maschenprobe weglässt, muss damit rechnen, dass seine mit viel Liebe und Zeit gefertigte Handarbeit am Ende zu groß oder zu klein ist, nicht passt oder sogar teure Wolle nachgekauft werden muss. Also lieber vorher klug sein und eine Maschenprobe machen ;-)
Muss man wirklich eine Maschenprobe machen?
- Größe und Passform
Jede Person strickt unterschiedlich. Deshalb ist eine Maschenprobe unerlässlich, um sicherzustellen, dass die eigene Strick- oder Häkelweise mit den Angaben in der Anleitung übereinstimmt. Wenn die erreichten Ergebnisse der Maschenprobe von den Angaben in der Anleitung abweichen, kann man eine kleinere oder größere Nadelstärke wählen. Oder man passt seinen Stil etwas an und strickt generell etwas lockerer und fester. Allerdings ist fraglich, ob man diesen Vorsatz bis zum Ende des Stückes durchhält. Meistens verfällt man doch wieder in seinen eigenen Stil. Da muss man dann schon sehr aufmerksam sein und öfter mal kontrollieren und nachmessen. Das Ziel einer Maschenprobe ist immer, dass die eigenen Angaben der Maschenprobe mit den Angaben in der Anleitung übereinstimmen.
- Vermeidung von Fehlern
Die Maschenprobe verhindert, dass das fertige Projekt am Ende zu groß oder zu klein wird. Gerade bei Kleidung kommt es halt meistens auf die richtige Größe an. Bei einer Decke hingegen machen 10 cm mehr oder weniger oft nichts aus. Allerdings wirkt sich die Abweichung auf den Materialbedarf aus.
- Garn- und Materialverbrauch
Wenn unsere Maschenprobe nicht mit der in der Anleitung übereinstimmt, wird am Ende auch der Materialverbrauch abweichen. Wir benötigen dann mehr Garn, und das kostet Geld. Gerade bei größeren Werken aus hochwertiger Wolle geht das ganz schnell ins Geld. Die Materialangabe des Designers der Anleitung basiert nun einmal auf seinem Handarbeitsstil und beruht auf seiner Maschenprobe.
- Verhalten des Materials
Die Maschenprobe zeigt nach dem Waschen, wie sich das Garn nach dieser Prozedur verhält. Das Maschenbild und das Musterbild können sich verändern. Vielleicht gefällt uns das gewaschene Muster gar nicht so gut, wie wir es uns vorgestellt haben. Meistens ziehen sich die Maschen mehr auseinander als gedacht und das Muster wirkt etwas luftig, wenn man es gegen das Licht hält. Hier würde vermutlich eine kleinere Nadelstärke Abhilfe schaffen. Jedenfalls kann man an dieser Stelle noch einmal das fertige Muster betrachten und sich dann dafür oder dagegen entscheiden.
- Feingefühl beim Stricken
Eine Maschenprobe ermöglicht uns, das im Originalmuster gestrickte oder gehäkelte Garn als Musterstück auf unserer Haut und in der Hand zu fühlen. Wir merken, ob uns das Garn auf der Haut angenehm ist oder ob es sich kratzig anfühlt. Das merkt man bei einem einzigen Faden nicht unbedingt, aber bei einer fertigen (gewaschenen) Maschenprobe schon. Auch wenn wir planen, dass wir z. B. die Strickjacke nicht auf der nackten Haut tragen wollen, kann das Materialgefühl doch für das Stricken an sich wichtig sein. Wenn wir etwa eine Wolle kratzig finden, dann spüren wir das auch beim Stricken, da die Wolle bei jeder Masche durch unsere Finger gleitet. Und ob wir dann 1200 g dieser kratzenden Wolle verarbeiten wollen, ist fraglich. Vielleicht wäre eine andere Wolle dann doch die bessere Wahl. Das alles finden wir nur über die Maschenprobe sicher heraus.
- Üben und Testen
Manchmal hat man sich ein neues Muster ausgedacht und kann es mit einer Maschenprobe erst einmal ausprobieren und üben. Wie schaut es aus, wie lässt es sich stricken bzw. häkeln? Gefällt uns das Strickbild? Passen Garn und Muster zusammen? Bevor man ein großes Projekt startet, fertigt man klugerweise eben erst einmal eine (genügend große) Probe an, die man dann gleich als Maschenprobe nutzen kann.
- Sparen von Zeit und Garn
Nach dem Fertigen und Betrachten einer Maschenprobe sehen wir, ob die verwendete Nadelstärke zum Garn, zum Muster und zu unserem persönlichen Strickstil passt. Das ist ganz wichtig. Es hat nicht nur Auswirkungen auf das Gelingen unseres Werkes, sondern auch auf den Materialbedarf. Bei den heutigen Wollpreisen muss man das unbedingt berücksichtigen. Würden wir ohne Maschenprobe mit der falschen Nadelstärke unser großes Werk beginnen, würden wir später bei einer Anprobe erkennen, dass wir uns da verschätzt haben. Wir müssten unser mühsam Gestricktes oder Gehäkeltes wieder aufribbeln und die ganze Arbeit wäre umsonst gewesen. Auch sieht die Wolle nach dem Aufribbeln nicht mehr so schön aus wie vorher. Das möchte wohl keiner. Also ist die Maschenprobe auch aus diesem Grund unerlässlich.
- Errechnen des Materialbedarfs
Wenn man beispielsweise nach eigenem Muster und ohne Anleitung eine 100 cm x 100 cm große Babydecke aus teurer Merinowolle stricken oder häkeln möchte, muss man sich im Vorfeld auch Gedanken um den Materialverbrauch und die Kosten machen. Indem man eine Maschenprobe strickt, die nach dem Waschen genau 20 cm x 20 cm groß ist, kann man sich den Wollbedarf ausrechnen. Man wiegt die 20 cm x 20 cm große Maschenprobe und setzt das Gewicht der verbrauchten Wolle mithilfe der Prozentrechnung ins Verhältnis zur gewünschten Deckengröße. Erst so kann man abschätzen, was eine solche Decke mit diesem Garn in dieser Größe kosten würde. Danach kann man dann überlegen, ob man das Geld investieren möchte oder sich lieber nach einer Alternative umschaut.
Wie wird die Maschenprobe gemacht?
Wir stricken oder häkeln ein Probestück im gewählten Muster. Das Probestück sollte ca. 15 cm x 15 cm groß sein, da wir die Maschen immer über eine Größe von 10 cm x 10 cm auszählen. Wäre das Probestück kleiner, würden uns die Maschen zum Auszählen fehlen. Etwas größer geht zwar, kostet aber auch mehr Garn, was wir vielleicht später besser für unser Hauptwerk benötigen. Aufribbeln ginge zur Not auch. Aber manchmal sieht geribbelte Wolle nicht mehr so schön aus wie unbenutzte. Außerdem kann man sich die Maschenproben auch wie in einer Art Bibliothek aufbewahren. So muss man sich die Arbeit bei einem zweiten Werk mit dieser Wolle nicht noch einmal machen. Man hat ja doch so seine Vorlieben, was die Wollsorten betrifft. Ich fotografiere meine Maschenproben immer und schreibe die verwendete Wolle und meine Nadelstärke direkt auf das digitale Bild. Meine Maschenproben-Bibliothek ist also digital.
Da jede Wolle/jedes Garn sich nach dem Waschen und Trocknen von den Eigenschaften her verändern kann, müssen wir unsere Maschenprobe waschen und liegend trocknen lassen. Manche Fasern laufen ein, manche Fasern verfilzen, manche Fasern leiern aus. Wenn man das im Vorfeld überprüft, erlebt man keine bösen Überraschungen, nachdem man so viel Arbeit, Liebe und Kosten in das Stück gesteckt hat.
Das Waschen des Musterstücks ist unerlässlich. Mit dem Waschen und Trocknen entspannen sich die Maschen und das Probestück bleibt in seiner späteren, natürlichen Größe übrig. Das ist wichtig, dass uns unser gestricktes oder gehäkeltes Kleidungsstück am Ende auch passt.
Wer das Waschen der Maschenprobe unterlässt und die Maschen einfach so auszählt, wird am Ende leider eine negative Überraschung erleben – meistens ist das Kleidungsstück dann viel größer und länger als es nach der Anleitung sein sollte. Macht euch deshalb bitte einfach vorher die Arbeit und wascht eure Maschenprobe.
Hilfsmittel für die Maschenprobe
Wenn wir unser Probestück im für das Hauptwerk geplanten Muster gestrickt oder gehäkelt haben, zählen wir in der Breite die Maschenzahl aus und in der Höhe die Reihenzahl. Um die Maschen auszuzählen, können wir folgende Hilfsmittel einsetzen:
- Lineal oder Maßband
- Dreieck mit rechtem Winkel
- Zählrahmen mit einem Ausschnitt von 10 cm x 10 cm
Zählrahmen selbst anfertigen – so geht’s!
Mein fertiger Zählrahmen hat eine Größe von 15 cm × 15 cm. Der Ausschnitt zum Ausmessen der Maschenprobe ist 10 cm × 10 cm groß. Der Ausschnitt des Zählrahmens beträgt auch bei den gekauften Zählrahmen 10 cm × 10 cm.
Benötigte Materialien
- Druckerpapier und Drucker
- Schere, Cuttermesser
- Bastelkarton oder Pappe
- Doppelseitiges Klebeband
- Transparentes Klebeband
- Lineal
Die Zählrahmen sind die bequemste Lösung zum Auszählen der Maschenprobe. Hier legen wir den Rahmen einfach auf das gewaschene, trockene, ungedehnte Probestück und zählen die Maschen und die Reihen aus. Man kann die Zählrahmen kaufen, aber auch ganz einfach selber machen.
Fertigung des Zählrahmens
Wir drucken uns die Vorlage mit der Druckereinstellung „100 %“ oder „Tatsächliche Größe“ aus. Die Druckvorlage zum sofortigen Download sowie eine kurze Zusammenfassung der Arbeitsschritte findet ihr in der kostenlosen Anleitung in meinem Shop: Zählrahmen selbst anfertigen.
Wir schneiden die Vorlage mit ca. 0,5 cm Zugabe rund um das Motiv herum grob aus.
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Jetzt kleben wir das Viereck mit doppelseitigem Klebeband auf einen stabilen Karton.
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Nun schneiden wir den Zählrahmen mit einer Schere an der Außenlinie aus.
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Unter Zuhilfenahme eines Lineals schneiden wir mit einem Cuttermesser das weiße Viereck (10 cm × 10 cm) aus. Dabei legen wir das Lineal an die Linie an und ziehen mehrmals mit der Spitze des Cuttermessers die Linie unter Druck entlang.
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Wir kontrollieren auf der Rückseite, ob alle Linien gut und durchgängig eingeritzt sind..jpg)
Danach können wir das weiße Viereck ganz einfach aus dem Zählrahmen herausdrücken. .jpg)
Wer mag, könnte die Kanten noch mit transparentem Klebeband verstärken. So nutzen sich die Kanten nicht so schnell ab und sind geschützt. Dafür legen wir das Klebeband einfach um die Kanten und kleben es auf der Ober- und Unterseite fest. Allerdings wellen sich dabei manche Pappen. Macht also vorher eine kleine Probe mit eurer Pappe.
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Der Zählrahmen ist fertig.
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Jetzt könnt ihr euren Zählrahmen benutzen. Ihr legt ihn einfach auf die fertige Maschenprobe und zählt die Maschen und Reihen aus, die im 10 cm × 10 cm großen Ausschnitt zu sehen sind. Bei vielen Maschen bzw. feinem Maschenbild benutze ich zum Auszählen immer eine große Stecknadel oder Stopfnadel als Zählhilfe. Manchmal mache ich auch ein Foto und zähle dann die Maschen im Foto auf meinem großen Bildschirm aus. Das ist sehr bequem, und ich kann den Finger zum Auszählen zu Hilfe nehmen.
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Notiert euch die ermittelten Werte und vergleicht sie mit den Vorgaben für die Maschenprobe aus der nachzuarbeitenden Anleitung. Wenn eure Maschenproben-Angaben mit denen der Anleitung übereinstimmen, könnt ihr mit eurem Großprojekt starten.
Wenn eure Maschenzahlen und Reihen weniger sind als in der Anleitung vorgegeben, müsst ihr eine kleinere Nadelstärke wählen oder generell etwas fester arbeiten.
Wenn eure Maschenzahlen und Reihen mehr sind als in der Anleitung vorgegeben, müsst ihr eine größere Nadelstärke wählen oder generell etwas fester arbeiten.
In jedem Fall müsst ihr entweder die Nadelstärke und/oder eure Arbeitsweise so anpassen, dass ihr auf die Angaben in der Anleitung kommt.
Wenn ihr euch für eine andere Nadelstärke bzw. einen anderen Arbeitsstil entschieden habt, müsst ihr noch eine neue Maschenprobe anfertigen. Wenn diese dann gewaschen und getrocknet ist, könnt ihr die Maschen und die Reihen noch einmal neu auszählen. Wenn die Ergebnisse mit den Vorgaben in der Anleitung übereinstimmen, könnt ihr endlich mit eurem großen Werk starten.
Ich wünsche euch viel Freude beim Basteln und Benutzen des Zählrahmens und natürlich bei euren Handarbeiten. Solltet Ihr noch Fragen haben, könnt Ihr mir gern schreiben: ina-strickt@sags-per-mail.de.
In eigener Sache
Ich hoffe, ich konnte euch mit meiner Idee anregen, euch einen oder mehrere Zählrahmen anzufertigen und sie für ein gut sitzendes und perfekt passendes Kleidungsstück auch anzuwenden. Man kann den Zählrahmen auch zusammen mit einer schönen Wolle an eine Handarbeitsfreundin verschenken. Die kostenlose Druckvorlage des Zählrahmens findet ihr in meinem Shop: Zählrahmen für Maschenproben selber machen
Wenn ihr meinen Stil mögt und Lust auf mehr kreative Ideen von mir habt, kommt mich gern auf meinem Blog oder in meinem Shop besuchen. Hier gibt es zahlreiche Anleitungen zum Basteln, Häkeln, Stricken, Filzen, Nähen und Handwerken.
Über einen netten Kommentar oder eine kleine Plauderei hier unter dem Blogbeitrag würde ich mich freuen. Für heute verabschiede ich mich von euch und wünsche gutes Gelingen bei eurem nächsten kreativen Projekt.
Herzliche Grüße von Ina