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Donnerstag, 3. September 2020 um 12:10
Hallo Ihr Lieben,

das, was draußen der Hund beim Gassigehen ist, ist in der Bahn ein Strickzeug. Nämlich ein Anknüpfungspunkt für ein Gespräch. Draußen spricht man über die Hunde und im Zug über die Handarbeit.

Ich bin viele Jahre mit öffentlichen Verkehrsmitteln zur Arbeit (u. a. je 30 Minuten Regionalbahn) gefahren. Jeden Tag die gleiche Strecke, überwiegend die gleichen Mitreisenden. Um die Zeit zu nutzen, hatte ich immer eine Handarbeit in der Tasche. Ich konnte an meinem Loop weiterstricken oder was Kleines häkeln. Ich stieg an der Endhaltestelle ein. Schon am nächsten Bahnhof gesellten sich vorzugsweise weibliche Reisende zu mir in meine 4er-Sitzgruppe.

Und ganz oft war dann das Strick- oder Häkelzeug ein Anknüpfungspunkt für ein Gespräch. Es wird gefragt "Was soll es denn werden?" oder "Früher habe ich ja auch gestrickt." oder "Was ist das denn für ein Muster?" Das ist mir jedenfalls ganz oft passiert. Man kam über die Handarbeiten ins Gespräch, sprach über Wolle und Projekte, was man früher selbst gestrickt oder gehäkelt hat.

Eine Dame hat sich dann "meine" Wolle gekauft und das gleiche Projekt (Loop Federleicht aus Kaschmirwolle) im Zug gestrickt. Eine andere Dame strickte meine Handstulpen für ihre Enkeltöchter nach. Ich hatte ihr die Anleitung auf CP gezeigt und ihr gleich die richtige Wolle dazu empfohlen. Und ich durfte dann auch immer den Fortschritt und die fertigen Produkte bewundern.

Selbst in der Berliner U-Bahn, mit der ich auch fahren musste, sah ich immer viele Fahrgäste, die an einer Handarbeit werkelten. Auch junge Frauen auf dem Weg zur Uni strickten Mützen und Schals. Und wenn man von seiner Handarbeit hochschaut, sieht man immer Leute, die einen interessiert beobachten und auf die Finger schauen. Sie haben meistens ein Lächeln auf dem Gesicht - aus Bewunderung, aus Neugier, aus Interesse. Manchmal sprachen mich ganz alte Damen an und erzählten, was sie früher alles für die Familie gestrickt hätten. Das fand ich dann immer ganz rührend.

Auch Kinder schauen manchmal ganz fasziniert zu, was man da mit dem Wollfaden macht. Dann fragen sie ihre Mütter. Und die Mutti erklärt dann, dass man das Stricken oder Häkeln nennt und dass sie oder die Oma das auch können.

Meine Lieben, habt Ihr das auch schon erlebt? Oder traut Ihr Euch nicht, in öffentlichen Verkehrsmitteln zu stricken oder zu häkeln? Welche Erfahrungen habt Ihr gemacht? Ich würde mich freuen, wenn Ihr uns ein wenig darüber erzählt.

Liebe Grüße Ina
Ich liebe Handarbeiten und möchte Dich gern anstecken mit meiner Lust aufs Selbermachen. Komm und schau Dir meine Werke an! Das kannst auch Du!
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Donnerstag, 3. September 2020 um 12:22
die Öffentliche rentiert sich bei mir ned, denn ich bin innerhalb von 5-7 Minuten in der Stadt mit dem Buss. Ich stricke dann meist im Wartezimmer von meinem Doc, da werd ich aber als angeschaut wie ein Alien, sehr selten das ich mal jemand drauf anspricht
Fränkisch ist wie Latein. Nur die Gebildeten sprechen es. Deutsch ist eine Sprache; Fränkisch die Vollendung!
Antwort

Donnerstag, 3. September 2020 um 14:18
Auf Bahnfahrten habe ich immer eine Handarbeit dabei, sogar, wenn wir zum Wandern unterwegs sind.
So sind schon unzählige Geschenke entstanden: gehäkelte Einkaufsnetze, gestrickte und gehäkelte Spüllappen, Double-Face gestrickte Topflappen, Socken, gehäkelte Eiskristalle… Ab und zu werde ich auch angesprochen und vor Jahren hat mir eine Haussocken-strickende Frau ihre Anleitung geschickt. Vor nicht allzu langer Zeit habe ich sogar einen jüngeren Mann beobachtet, der sehr konzentriert mit einem Nadelspiel hantierte! Coronabedingt fallen leider im Moment die Fahrten zu den Enkeln in Zürich noch aus und die Seminare an der Volkshochschule Luzern werden erst im Oktober wieder aufgenommen, so dass ich vorläufig nur selten zum Handarbeiten in der Bahn komme. Die gehäkelten Tücher und die Amigurumi-Schmusetücher wären auch keine idealen Projekte für unterwegs: zu gross einerseits, zu kompliziert andererseits!
Antwort

Donnerstag, 3. September 2020 um 20:15
Ich habe während meiner letzten Bahnfahrt direkt einen Strickkurs gegeben. XD
Da waren zwei Damen, die sich mit einer "Anleitung" abmühten und ich beobachtete das eine ganze Weile lang. 
Irgendwann konnte ich es nicht mehr mit ansehen und mischte mich ein.
Ich weiß nicht mehr, was genau die stricken wollten, aber die "Anleitung" war so dürftig auf ein Stückchen Papier gekritzelt, das selbst ich meine Schwierigkeiten hatte, da durch zu steigen. 
Ich habe den Beiden dann erstmal erklärt, was sie machen müssen und natürlich auch mit einfließen lassen, dass sie bei mir supertolle Anleitungen bekommen. :-D
Das war schon ein schönes Erlebnis. Ich glaube, wir haben mit unserem improvisierten Strickkurs das ganze Abteil unterhalten. 
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Donnerstag, 3. September 2020 um 21:05
:-) ach Ina, das ist ja schön, das Du so viel bewirken konntest, und Spaß hattest.
Hier in Norwegen ist das bissl anders. Ich fahre meistens mit dem Zug so ca. 20 min zur Arbeit. Ab und zu seh ich mal einige Personen, die handarbeiten. Da schau ich schon mal rüber, was für ein Muster gerade gehäkelt wird, was ich mir dann abgucke, und zu Hause versuche, es nachzuhäkeln.
Hier in Norwegen wird eher viel gestrickt.
Nur ins Gespräch kommt man nicht groß. Jeder guckt nur auf sein Handy, man wird ja kaum wahrgenommen. Ich hab eher mein Rätselheft dabei als Häkelzeug. Ganz ganz selten hatte ich mal Grannys zu Ende gehäkelt im Zug, oder ein Dreiecktuch. Meistens waren die Züge so voll, nur Stehplatz, und da kann ich nicht handarbeiten. Andere häkeln ja im Stehen. Geht bei mir gar nicht. Ich brauch auch immer mal ne Ablage.
Im Moment sind die Züge nicht so voll, aber bis ich paar Reihen gehäkelt habe, muß ich auch schon wieder aussteigen.
Aber im Hotell bin ich mit einem weiblichen Gast mal ins Gespräch gekommen übers Häkeln, aber da hat man ja nicht viel Zeit, aber es hat gut getan (wohl gemerkt, auf norwegisch).
Antwort

Freitag, 4. September 2020 um 05:12
Ach ja, das Handarbeiten auf dem Weg in die Arbeit... Ich mache das auch, und fahre extra mit der langsamen Straßenbahn in die Arbeit, statt mit der U-Bahn, um etwas Zeit zum handarbeiten in der Früh auf dem Weg in die Arbeit zu haben. Bei uns schauen auch die meisten aufs Handy, aber manche Blicke streifen auch interessiert meine Arbeiten.
Aber eigentlich ist bei uns eher jeder mit sich selbst beschäftigt, und jeder hetzt nur so durch das Leben, dass keiner den anderen wahrnimmt, sodass ich auch sehr wenig auf Strickarbeiten angesprochen werde. Einzig ein paar ältere Damen, mit denen ich manchmal ins Gespräch komme, die nachfragen, welches Muster ich gerade mache, oder die Erfahrungswerte teilen. Aber die meisten sind eher genervt, weil die Verkehrsmittel nicht kommen, weil es kalt ist, weil es warm ist, weil Kinder weinen, etc, etc.
Ich finde das eher traurig, dass bei uns in Wien die Welt so geworden ist und widme mich daher umso mehr meiner Strickerei oder Häkelei.
Der Weg ist das Ziel.

Sofis Welt
Antwort

Samstag, 5. September 2020 um 16:47
Vielen Dank für Eure Antworten und Eindrücke. Daran sehe ich, dass es regional große Unterschiede gibt. Generell hat schon das Handy die Oberhand bei der Beschäftigung in der Bahn. Aber in meiner Gegend gibt es auch einige, die sich die Zeit lieber mit Handarbeiten vertreiben. Eine richtige Zeitung liest auch kaum noch jemand. So ändert sich eben alles. Egal - wir stricken und häkeln einfach weiter!

Ich wünsche allen Lesern noch ein schönes angenehmes Wochenende - vielleicht mit einer Handarbeit?

Liebe Grüße - Ina
Ich liebe Handarbeiten und möchte Dich gern anstecken mit meiner Lust aufs Selbermachen. Komm und schau Dir meine Werke an! Das kannst auch Du!
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