Freitag, 30. Januar 2015 um 23:00
Hallo an alle hier im Thread, ich als „Hobbyist“ kann nicht gerade behaupten, dass das Häkeln oder handmade DIY mein Leben verändert hätte. Für mich war und ist das Häkeln/Handarbeiten halt einfach nur ein Hobby. Ich hab erst durch das Forum hier auf Crazypatterns erfahren, dass es für manche Leute wesentlich mehr ist als nur ein Hobby, dass sich manche damit die Haushaltskasse aufbessern bzw. vielleicht sogar davon leben. Das kommt natürlich darauf an, wie intensiv man das Handarbeiten bzw. die Herstellung von Anleitungen betreibt.
Ich glaube, dass man allein mit Handarbeiten nach Aufträgen nicht so weit kommt, wie mit der Herstellung von Anleitungen. Denn die Anleitung schreibt man einmal und dann wird sie verkauft, so lang es da eben Interesse dran gibt. Eine Anfertigung nach Kundenwunsch macht man auch einmal und kann sie auch genau einmal verkaufen. Und ich glaube irgendwie nicht, dass die Kunden einem da zusätzlich zum Material auch die Arbeitszeit so richtig gut bezahlen. Aber vielleicht irre ich mich da und jemand mag mir dazu was erzählen?
Im Artikel, den Sidney verlinkt hat, steht, dass „handmade die logische Antwort auf Massenproduktion ist“. Da stimme ich voll und ganz zu. Massenproduzierte Sachen, vielleicht auch noch aus China oder so, kann jeder haben.
Und es ist ja in den vergangenen Monaten immer mal wieder durch die Presse gegangen, wie die Arbeitsbedingungen in den Fabriken der Länder, die sich auf die Herstellung von z.B. Kleidung für den „reichen Westen“ spezialisiert haben, so sind. Letztens gab es da diesen Artikel mit den weinenden Mode-Bloggern, die da mal eine Woche beim Kleiderherstellen in der Fabrik zugeschaut haben. Ich find den Link leider nicht mehr.
Insofern ist DIY eine wirklich klare Antwort auf derartige Sachen. Das geht dann in Richtung Konsumverweigerung, um derartige Sachen nicht mehr zu unterstützen.Ob die totale Konsumverweigerung bzw. bei diesen Firmen gar nichts mehr zu kaufen, eine Antwort ist, weiß ich nicht. Denn die Arbeiter und ArbeiterInnen dort brauchen ja das Geld. Insofern sollte man sie besser bezahlen und auf gesunde Arbeitsbedingungen achten. Das heißt, man müsste auch mehr Geld für Kleidung ausgeben bzw. nicht mehr Geld für Kleidung ausgeben, sondern irgendwie dafür sorgen, dass das nicht alles im Marketing für die großen Labels landet, sondern tatsächlich bei den Arbeitern im Geldbeutel landet.Aber mit netten Worten hat sich die Welt noch nie verbessern lassen, insofern weiß ich nicht, ob da was möglich ist.Außerdem wird das ja nicht ganz machbar sein, total auf den Kauf von Kleidung zu verzichten.
Wer DIY macht, stellt ja meist eher Amigurumi oder Deko her, vielleicht auch hin und wieder mal Kleidung, aber gerade die DIY-Anfänger werden sicher nicht ihre ganze Garderobe selber herstellen wollen oder können. Aber ich glaube, das geht jetzt etwas vom Thema weg.
Interessant find ich den Ansatz von wegen, dass auch Upcycling eine Form von Konsumverweigerung sein könnte. Theoretisch hätte man bzw. wir das nicht nötig, z.B. alte Kartoffelsalat-Eimerchen zu umhäkeln, um das Ganze dann als Utensilo für Stifte ins Kinderzimmer zu stellen. Es gäbe ja genug Stiftebecher zu kaufen. Die Auswahl ist groß genug.Gut, man könnte jetzt auch sagen, wer seinen Kartoffelsalar selber macht, braucht keinen zu kaufen und hat daher auch kein Eimerchen daheim rumstehen, das er / sie dann behäkeln könnte oder müsste. Aber es gibt ja auch große Joughurt-Eimerchen. ; ) Ich hab keine Ahnung, ob Upcycling dazu führt, dass man sich beim Einkauf bewusster ansieht, wie die Verpackung gestaltet ist und dass man sich dann bewusst eine umweltfreundliche Verpackung sucht. Aber ich gehe wieder vom Thema des Artikels weg.
Ich finde halt, bei der DIY-Diskussion geht es nicht nur darum, dass ein paar Leute bzw. ziemlich viele Leute daheim sitzen und stricken. Es ist, wie die Dame im Artikel auch sagt, eine Art Lebenseinstellung. Bevor ich hier im Forum gelandet bin, hatte ich da echt keine Ahnung, wie groß das alles geworden ist. Für mich war Handarbeiten etwas, was man halt zuhause macht und gelegentlich kauft man Wolle. Früher gab es ja auch so Nähkränzchen und so, aber ich hab gedacht, das macht doch heute keiner mehr. Und dann kommt man ins Internet und fängt halt an, gezielt auf solche Dinge zu achtn. Und plötzlich stellt man fest, auf Youtube gibt’s jede Menge Videos zu DIY und Stricken und Häkeln und allem, es werden Anleitungen auf Portalen wie Crazypatterns verkauft und gekauft.Ich hab ja lang gedacht, dass diese Handarbeitshefte mit den Anleitungen nur am Kiosk oder im Zeitschriftenladen verkauft werden und dann halt auch nur von Omas gekauft werden.
Man hat halt so irgendwie keine Ahnung davon, bis man mal anfängt, sich damit zu beschäftigen und dann sieht man das eben überall. ; )
was ich oben noch erwähnen wollte, handmade bzw. handgestrickt oder handgehäkelt war ja irgendwie lange Zeit irgendwie so gar nicht schick. Das musste ja alles gekauft sein und vor allem dann halt noch von einer bekannten Marke sein oder so. Aber ich glaube, da kommt man so langsam davon weg, vielleicht auch deswegen, weil Vintage-Mode so beliebt ist. Ich hab irgendwie noch nicht so ganz kapiert, ob sich Vintage jetzt nur auf Sachen bezieht, die so aussehen, als ob sie aus früheren Zeiten stammten oder ob sie das tatsächlich auch sind. Und was der Unterschied zwischen Vintage und second hand ist, ist mir auch nicht ganz klar. Aber naja, das werd ich dann nachher nochmal googlen.
Jedenfalls, was ich sagen wollte, die Vielfalt an Kleidungsstilen ist derzeitig dermaßen groß und in der Mode kommt ja eh alles irgendwie immer wieder, dass man sich eben seinen eigenen Stil zusammenbasteln kann und da kann man natürlich auch handmade Elemente unterbringen, wenn man das möchte oder auch mal einen Stilbruch. Grobstrickschal zum ansonsten feinen Outfit oder so. Wenn man sich das traut. ; ) ich glaub, die Französinnen machen das sogar extra, um nicht zu overdressed zu feinen Veranstaltungen zu gehen. Da wird dann halt zum feinen Abendkleid noch das Paar Turnschuhe angezogen oder so.Also eben, jetzt ist in der bunten Stilmix-Vielfalt auch wieder Platz für handmade Sachen, auch zum Anziehen.
Ich glaube irgendwie nicht, dass sich die DIY-Bewegung so schnell wieder totlaufen wird. Wenn das erst mal alles im Internet vertreten ist, mit Videos und Websiten und Shops und allem, dann bleibt das wohl auch eine Weile. Die Nachfrage ist ja definitiv da.